Carried Interest/Carry

Nicolas Delwaide
Veröffentlicht am
October 19, 2023
Last edited on
February 26, 2024
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Zusammenfassung
Über Roundtable
Roundtable ist Europas führende Infrastruktur für private Investitionen und wickelt alle rechtlichen und administrativen Vorgänge ab, damit sich Gründer, Angels und Fondsmanager auf das Wesentliche konzentrieren können.

Carried Interest oder “Carry” bezeichnet den Anteil an den Gewinnen, den der General Partner (GP) oder der Fondsmanager eines privaten Investmentfonds – etwa im Bereich Private Equity oder Venture Capital – aus den Investitionen des Fonds erzielt.

Es handelt sich hierbei nicht nur um eine Vergütung für das Fachwissen und den Einsatz des GP, sondern dient auch dazu, dessen Interessen mit denen der Investoren abzustimmen. Die Struktur des Carried Interest spielt eine zentrale Rolle für die Wirtschaftlichkeit einzelner Investitionen sowie des gesamten Fonds.

Grundlagen des Carried Interest

Carried Interest ist ein Anteil des Nettogewinns – typischerweise etwa 20 % –, der dem GP ausgezahlt wird, nachdem die Investoren ihr ursprünglich eingesetztes Kapital zurückerhalten haben. Diese Ausschüttung erfolgt häufig erst, nachdem eine bestimmte Mindestrendite (die sogenannte Hurdle Rate oder bevorzugte Rendite) erreicht wurde.

Die Verteilung des Carried Interest folgt gewöhnlich einem „Waterfall“-Modell: Zunächst erhalten die Limited Partners (LPs) ihre Kapitaleinlagen und die vereinbarte bevorzugte Rendite zurück. Alle weiteren Gewinne werden gemäß den im Fondsvertrag festgelegten Bedingungen zwischen GP und LPs aufgeteilt.

Beispiel: Ein Private-Equity-Fonds investiert 50 Millionen Euro und erwirtschaftet nach dem Verkauf aller Beteiligungen 100 Millionen Euro. Der Fondsvertrag sieht vor, dass die Investoren zunächst ihr eingesetztes Kapital sowie eine bevorzugte Rendite von 20 % erhalten. Anschließend erhält der GP 20 % als Carried Interest. Zunächst würden die Investoren 60 Millionen Euro (ihr eingesetztes Kapital von 50 Millionen plus 10 Millionen bevorzugte Rendite) erhalten. Die verbleibenden 40 Millionen Euro würden zwischen den Investoren und dem GP aufgeteilt: Der GP erhält 8 Millionen Euro, die Investoren weitere 32 Millionen Euro.

Varianten von Carried Interest-Strukturen

Die Art und Weise, wie Carried Interest angewendet wird – entweder auf Ebene einzelner Deals („Deal-by-Deal“) oder über die Gesamtleistung des Fonds –, beeinflusst maßgeblich die Dynamik zwischen GP und Investoren:

Deal-by-Deal-Carried Interest:
Hierbei kann der GP seinen Gewinnanteil aus jeder einzelnen erfolgreichen Investition beanspruchen, möglicherweise nach Erreichen einer bevorzugten Rendite, ohne die Gesamtleistung des Fonds zu berücksichtigen. Dies könnte zu höheren Belohnungen für den GP, aber zu erhöhtem Risiko für die Investoren führen. Wenn beispielsweise eine Investition erhebliche Gewinne bringt, andere aber scheitern, könnte der GP dennoch Carried Interest erhalten, obwohl die Gesamtleistung des Fonds mäßig ist.

Beispiel: Ein Venture-Capital-Fonds investiert in fünf Start-ups. Eines dieser Investments erzielt aus einer Investition von 2 Millionen Euro einen Gewinn von 10 Millionen Euro. Gemäß einer Deal-by-Deal-Carry-Struktur könnte der GP, wenn 20 % Carried Interest vereinbart sind, sofort 1,6 Millionen Euro (20 % des Gewinns von 8 Millionen Euro) erhalten, selbst wenn alle anderen Investments scheitern.

Fondsbasiertes Carried Interest:
Wird Carried Interest auf Grundlage der Gesamtperformance des Fonds berechnet, fördert dies eine langfristige Erfolgsorientierung. Erst nachdem das gesamte investierte Kapital sowie eine bevorzugte Rendite an die LPs ausgeschüttet wurden, erhält der GP seinen Anteil an etwaigen zusätzlichen Gewinnen.

Beispiel: Beim gleichen Venture-Capital-Fonds betragen die gesamten Investitionen exakt 10 Millionen Euro und die Gesamterlöse ebenfalls 10 Millionen Euro. In diesem Fall würde der GP keinen Carried Interest erhalten, da die Investoren lediglich ihre ursprüngliche Investition zurückerhalten.

Die Rolle der bevorzugten Rendite (Preferred Return)

Die Hurdle Rate oder bevorzugte Rendite ist eine Zielrendite, die erreicht werden muss, bevor der GP seinen Carried Interest erhält. Sie garantiert den Investoren zunächst eine vorab festgelegte Rendite und richtet die Anreize für den GP darauf aus, diese Schwelle zu übertreffen und nicht nur das Minimum zu erreichen.

Fazit

Das Verständnis der Feinheiten des Carried Interest ist für GPs und LPs gleichermaßen entscheidend. Es beeinflusst nicht nur die Vergütung, sondern auch Investmentstrategien und Risikomanagement. Eine sorgfältige Gestaltung des Carried Interest stellt sicher, dass die Ziele der GPs und Investoren übereinstimmen, wodurch langfristiger Erfolg und eine gerechte Gewinnverteilung gefördert werden.